Mediziner hatten eindringlich vor Überlastung gewarnt
Vor allem die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hatte in den letzten Wochen und Monaten stetig vor der Gefahr einer Überlastung der Intensivstationen gewarnt. "Die Covid-19-Patientenzahlen auf den Intensivstationen scheinen sich auf einem Plateau um die 5000 einzupendeln“, bestätigte eine Sprecherin der DIVI jetzt. Aktuell werden 5.019 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen deutscher Krankenhäuser behandelt. Der Höchststand der 3. Corona-Welle war am 26. April mit 5.106 Intensivpatienten erreicht worden und ist seitdem leicht rückläufig. Zudem nehmen die Infektionszahlen in den letzten Tagen weiter ab. Währende der Inzidenzwert am Wochenanfang noch bei 169 gelegen hatte, ist der Wert am Sonntag auf 146,5 gesunken. Damit dürfte also auch in den folgenden Zahlen nicht damit zu rechnen sein, dass die Patientenzahlen in den Krankenhäusern wieder zunehmen. Hohe Infektionszahlen schlagen sich nach bisheriger Kenntnis 14 Tage später in den Patientenzahlen der Hospitäler nieder.
Belastung auf dem Intensivstationen weiter auf hohem Niveau
Trotz der leichten Entspannung bleibt die Belastung für die Mitarbeiter auf den Intensivstationen auch weiter hoch. Deshalb forderte DKG-Chef Gaß, man müsse den jetzigen Trend fortsetzen und die Infektionszahlen noch weiter senken. Regional sei die Lage in den Krankenhäusern jedoch unterschiedlich. „Weiterhin gibt es Ballungsgebiete mit sehr hohen Inzidenzen z.B. in NRW, in denen es sehr eng aussieht und viele Neuzugänge versorgt werden müssen“, erklärt eine DIVI-Sprecherin gegenüber der "Bild"-Zeitung. In anderen Regionen entspannt sich die Situation dagegen weiter. In Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Brandenburg gibt es bereits mehr als 15 Prozent freie Intensivbetten. Besorgt sind die Mediziner allerdings darüber, dass auch immer mehr junge Patienten auf den Intensivstationen landen. "Wir sehen in der dritten Welle vermehrt auch jüngere Patienten mit schweren Verläufen. Aus allen Altersgruppen von 30 bis 60 Jahren versorgen wir schwerstkranke Patienten", bestätigt Prof. Grietje Beck, Chefärztin der Anästhesie und Intensivmedizin, am Helios Klinikum in Wiesbaden. Dies führe allerdings zu einer Verlängerung der Behandlungsdauer auf den Intensivstationen. Bei jüngeren Patienten werden zudem auch Behandlungen eingesetzt, wie die künstliche Herz-Lungen-Maschine ECMO, die von älteren Patiente oft abgelehnt wird. Zwar lag die Zahl der Intensivpatienten in der 2. Welle auf ihrem Höhepunkt bei rund 5.800 Patienten. Allerdings konnten der 2. Welle nur so viele Patienten behandelt werden, weil auch viele der Intensivpatienten in den Krankenhäusern verstorben seien.