Doch dies scheint sich nun immer mehr als Bumerang zu erweisen. Denn die Folge aus dieser Entscheidung scheinen Verzögerungen – und Fehleinschätzungen, besonders in Bezug auf Bestellmengen bei den aussichtsreichsten Impfstoff-Kandidaten zu sein. Biontech-Chef Ugur Sahin hatte bereits beim "Wir“ erklärt, dass ihn persönlich die zögerliche Bestellung der EU ein wenig verwundert habe. Doch besteht tatsächlich auch ein Zusammenhang zwischen der Anzahl geimpfter Patienten und eventuellen Lockdown-Lockerungen? Bisher offenbar noch nicht, denn auch in Großbritannien , wo deutlich schneller geimpft wird als in Deutschland, liegen die Infektionszahlen auch weiterhin auf hohem Niveau. Dort drohen eher sogar weitere Einschränkungen und auch die Lage in Israel bleibt trotz massiver Impfungen dort weiter angespannt. Allerdings besteht durchaus das mittel- bzw. langfristige Risiko, dass Länder, die bereits früher aus dem Lockdown gehen können, ihre Wirtschaft entscheidend stärken können, weil jeder zusätzliche Tag im Lockdown der Konjunktur und somit den Unternehmen schadet.
Chef der Wirtschaftsweisen sieht auch Ministerpräsidenten in der Pflicht
Einen weiteren Kritikpunkt spricht der Chef der Wirtschaftsweisen
und Leopoldina-Mitglied Prof. Lars Feld (54) an. Dieser sieht einen Teil der Schuld auch bei den Ministerpräsidenten. "Es kann eigentlich nicht sein, dass wegen Feiertagen und der Zeit zwischen den Jahren die Impfaktivität reduziert ist“, klagte Feld beim BILD Talk "Die richtigen Fragen“. Aus Felds sicht können andere Länder "das offensichtlich besser als wir organisieren“. Mit Sicherheit werden diese Themen am Dienstag auf den Tisch kommen, wenn um die weitere Zukunft des Lockdowns diskutiert werden wird. Eine der wichtigen Frage scheint nun auch zu sein, ob die Bundesregierung ihre Strategie bei der Impfstoff-Beschaffung lockern wird, damit die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten auch zusätzliche direkte Vereinbarungen mit den Herstellern der verschiedenen Impfstoffe abschließen können. Bereits am Montag soll dann bereits eine Entscheidung auf der Sitzung der Kultusminister der Bundesländer fallen, wie es mit Schulen und Kitas im Lockdown weitergehen soll.