Der Militärexperte und Oberst der Reserve der ukrainischen Armee, Roman Svitan (59), erklärte den Plan in einem TV-Interview: Die ukrainischen Streitkräfte seien dabei, "die höchsten Anhöhen außerhalb Bachmuts" zu erobern. Während sie an den Flanken vorstoßen, versuchten sie, die Russen "tiefer in den Kessel" zu ziehen. "Wir müssen die Falle mit Mäusen vollstopfen und sie dann zuschnappen lassen." Dadurch könnten bis zu 10.000 russische Kämpfer "vernichtet oder gefangen genommen werden", so Svitan. Der Ex-Chef des Leitungsstabs im Verteidigungsministerium von Deutschland, Nico Lange (48), äußerte sich vorsichtiger und sagte: "Es ist derzeit schwer einzuschätzen, wie die Kämpfe weiterverlaufen, ob die geschwächte 'Wagner'-Gruppe am Ende in Bachmut vielleicht sogar in einer Falle sitzt oder durch russische Streitkräfte ersetzt wird."
Dennoch besteht die Möglichkeit, dass die Ukraine die Verteidigung in gut ausgebauten Stellungen etwas weiter westlich fortsetzen und gleichzeitig an den Flanken die Russen in Bedrängnis bringen könnte, so Lange.
Experte sieht russische Truppen geschwächt
Für ihn steht fest, dass die monatelange Verteidigungsschlacht die Russen massiv geschwächt hat. Der ukrainische Offizier Maxim Schorin, dessen Einheiten auf den Anhöhen um Bachmut kämpfen, sprach in einer TV-Schalte von einer militärischen Wende. Er sagte, dass sich die Situation außerhalb der Stadt grundlegend verändert habe und der Feind gezwungen sei, sich zur Verteidigung seiner Stellungen zurückzuziehen. Das britische Verteidigungsministerium berichtete, dass das russische Militär zuletzt mehrere Bataillone nach Bachmut verlegt habe. Dies sei bemerkenswert, da Russland angeblich nur wenige kampfbereite Einheiten habe, die nicht in Kämpfe verwickelt seien. Dies zeige die Bedeutung, die Russland Bachmut beimisst. Das US-amerikanische "Institute for the Study of War" erklärte in einer neuen Analyse, dass die frischen russischen Einheiten wahrscheinlich die bedrohten Flanken von Bachmut sichern sollen. Es besteht die große Angst, dass der propagierte Sieg in Bachmut zu einer verheerenden Niederlage führen könnte. Zudem ist brisant, dass Söldner-Boss Prigoschin trotz der angeblichen Eroberung Bachmuts angekündigt hat, seine Einheiten bald vollständig aus der Stadt abzuziehen. Experten rätseln nun, ob Prigoschin die prekäre Lage seiner Truppen erkannt hat und versucht, sich aus der Schlinge zu ziehen. Prigoschin warnte zuvor mehrmals vor der Gefahr, die von den ukrainischen Offensivoperationen an den Flanken von Bachmut ausgehe.